20 Jahre Käte Ahlmann Stiftung

Matinee am 01.10.2022

zu Gast in der Galerie von Braunbehrens in Stuttgart

Die Begrüßungsrede vom Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper:

„Verehrte Frau Dr. Oschmann als Vorstandsvorsitzende der heute jubilierenden Käte Ahlmann Stiftung, verehrte Frau Landesverbandsvorsitzende, geschätzte Rosely Schweizer als Ehrenvorsitzende des Kuratoriums, werte Familie Ahlmann, liebe Jubiläumsgäste sowie liebe Freudinnen und Förderinnen der Käte Ahlmann Stiftung, meine sehr geehrten Damen und Herren,

darf ich Sie höflichst und freundlichst fragen: Was haben Käte Ahlmann und Margaret Thatcher gemeinsam?

Beide waren „Eiserne Ladies“, beide hatten einen eisernen Willen und Käte Ahlmann war sogar eine so Eiserne Lady, dass sie nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1931 Chefin einer Eisengießerei wurde – Chefin in einem Metier, das nach damals vorherrschender Vorstellung eine rein männliche Domäne war. Wer sich in diesen Zeiten als Frau in das Metier Eisen biegen, Eisen formen, Eisen gießen vorwagte, mußte schon einen besonders eisernen Willen haben.

Liebe Jubiläumsgäste, wenn ich es richtig sehe, haben sich außer mir nur ganz wenige Männer in die Höhle der Löwinnen, in die Höhle der Unternehmerinnen getraut – was allein schon deswegen gewissen Vorschußlorbeeren gegenüber dem vor Ihnen stehenden Grußwortredner rechtfertigt. Ich fühle mich durch Ihre Einladung und Ihre Aufforderung, ein Grußwort zu sprechen, sehr geschmeichelt. Ich hoffe jedoch, dass Sie bei der Einladung an einen männlichen Grußwortredner nicht an die berühmten Worte von Margaret Thatcher gedacht haben, die eins sagte: „Wenn Sie in der Politik etwas gesagt haben wollen, wenden Sie sich an einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, wenden Sie sich an eine Frau.“ Ob die Einschätzung von Margaret Thatcher, dass Männer nur reden und nicht handeln, zutrifft, überlasse ich in Anbetracht der heutigen Jubiläumsfeierlichkeiten allein Ihnen. Was aber auf jeden Fall zutrifft: Käte Ahlmann war eine Frau der Tat, eine Frau des Mutes und eine Frau des Gründungsgeistes. Deswegen hat die Stiftung keine würdigere Namesträgerin auswählen können als Käte Ahlmann. Sie war eine der ganz großen Unternehmerinnen des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt, eine der großen Unternehmerinnen schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Aber Käte Ahlmann hat nicht nur an ihr eigenes Unternehmen und nicht nur an ihre eigene Führungsrolle gedacht. Sie wollte auch die Position von Frauen in Unternehmen und Wirtschaft im Allgemeinen stärken. Deswegen gründete sie mit engagierten Mitstreiterinnen den ersten Verband von Unternehmerinnen in ganz Deutschland (VdU). Frauen in unternehmerischer Verantwortung galten damals noch immer als Exotinnen. Käte Ahlmann kämpfte als erste Präsidentin des Verbands für die Anerkennung der ökonomischen Leistung der Unternehmerinnen und für bessere Bedingungen für Frauen in der deutschen Wirtschaft. Damit waren die „Grande Dame des deutschen Unternehmertums“ und der VdU ihrer Zeit weit voraus.

Das Bindeglied der Käte Ahlmann Stiftung zu unserer Region ist Käte Ahlmanns Enkelin Rosely Schweizer. In meiner früheren Funktion als Oberbürgermeister der Stadt Backnang habe ich sie als langgediente und bestens bewährte Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Backnang kennen und schätzen gelernt: Unternehmerin, Abgeordnete, Wohltäterin, dies war und ist der Dreiklang, der Rosely Schweizer kennzeichnet. Er ist zugleich auch ein Wohlklang, weil Unternehmerinnen und Unternehmer in der Politik eine zwar seltene, aber dafür um so wichtigere Erscheinung sind. Schließlich ist wirtschaftlicher Sachverstand im politischen Entscheidungsprozess von herausragender und fruchtbarer Bedeutung, da er den einen oder anderen Beteiligten auf den Boden der Realität zurückholt. Rosely Schweizer war und ist so etwas wie eine Brückenbauerin und manchmal vielleicht auch Übersetzerin zwischen Wirtschaft und Politik. Und, das verdient am heutigen Tag besondere Erwähnung, sie war und ist eine großartige Mentorin und Promoterin von jungen Unternehmerinnen.

Das Frauen für die Wirtschaft von entscheidender Bedeutung sind – als Unternehmerinnen und als Gründerinnen, in Führungspositionen – daran zweifelt heute niemand mehr. Von den rund 3,8 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland werden laut der KfW aber aktuell nur 16% von Frauen geführt. Käte Ahlmann wäre mit dem Status Quo sicher nicht zufrieden. Freuen würde sie sich zweifellos über die vielen Initiativen und Programme, die sich dafür einsetzen, dass mehr Frauen Unternehmen gründen und Führungsverantwortung übernehmen.“

Dazu gehört auch das erfolgreiche Mentoringprogramm TWIN – TwoWomenWin ihrer Stiftung. Käte Ahlmann und Rosely Schweizer – sie waren der Prototyp für die Tandems aus erfahrenen Unternehmerinnen und Gründerinnen. Stets ermutigend, nie bevormundend, so stand Käte Ahlmann ihrer Enkelin zu Beginn ihrer unternehmerischen Tätigkeit zur Seite. Und genau nach diesem Erfolgsprinzip funktionieren heute auch ihre TWIN-Teams.

Hier in Stuttgart wissen wir schon lange: Mutige, tatkräftige und risikofreudige Unternehmer – und gerade auch Unternehmerinnen – mit innovativen Ideen sind ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für unsere Wirtschaft. Dabei bietet Stuttgart Gründerinnen und Gründern einen idealen Nährboden. Mehr als 30.000 Unternehmen gibt es hier, vom Weltkonzern, über erfolgreiche mittelständische Unternehmen bis hin zu Start-ups. Stuttgart steht für Erfindergeist und Innovationsstärke, für Kapitalkraft und unternehmerisches Know-how.

Wir haben in Stuttgart eine hervorragende Infrastruktur für Gründerinnen und Gründer, mit großartigen Gründer-Hubs, mit zahlreichen Co-Working Spaces und einer engen Verzahnung von etablierten Unternehmen und Start-ups sowie einem Gründerbüro im Rathaus. Gezielte Angebote für Gründungswillige gibt es auch bei Vereinen wie Start-Up Stuttgart e.V. und Berufliche Förderung von Frauen e.V. sowie bei den Stuttgarter Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Stuttgart hilft Gründerinnen und Gründern auch bei der Suche nach Räumlichkeiten. Auf der großen Immobilienmesse Expo Real werde ich nächste Woche in München das neue städtische Matchingportal roomstr für Businessräume in Stuttgart vorstellen. Die Plattform bietet kostenloses Suchen und Inserieren von Gewerbeflächen – bequem auf jedem Handy.

Liebe Jubiläumsgäste, ich kann Ihnen eine Unternehmensgründung nur empfehlen, vor allem hier bei uns in Stuttgart, da es sich bei uns hervorragend leben lässt! Stuttgart ist die ideale Mischung von Moderne und Tradition, von Spätzle und Spitzentechnologie. Stuttgart ist die Geburtsstadt der ersten, der besten, der innovativsten und der umweltfreundlichsten Automobile. Stuttgart ist die Stadt mit schaffigen und lebensfrohen Menschen zwischen Umsatz und Grundsatz. Stuttgart ist die Kultur-, Ballett-, und Opernhauptstadt Europas. Stuttgart ist die Stadt in wunderbarer Lage umsäumt von Wald und Reben. Stuttgart ist die Stadt mit einem wunderbaren, einzigartigen und unvergleichbaren Volksfest, das sie ja gestern gemeinsam genießen konnten, Stuttgart ist die Stadt wegweisender Baukultur und hoffentlich auch immer die Stadt mit einem VfB, der in Deutschland und in Europa ganz nach vorne stürmt.

Liebe Jubiläumsgäste, die frühere niedersächsische Frauenministerin Waltraud Schoppe, sagte einmal: „Hinter jedem Mann, der erfolgreich ist, steht eine Frau, die ihn stützt. Unter hinter jeder Frau, die erfolgreich ist, stehen drei Männer, die sie zurückhalten wollen.“ Selbst wenn man dieser Einschätzung nicht ohne weiteres zustimmen will, rufe ich Ihnen zu: Lassen Sie sich von Nichts und Niemandem in Ihrem unternehmerischen Elan und Tatendrang bremsen – schon gar nicht von Männern.

In diesem Sinne herzlich willkommen, herzlichen Glückwunsch zum 20 Jubiläum der Käte Ahlmann Stiftung und auf eine große Zukunft der Unternehmerinnen – überall in der Republik, aber gerade auch hier bei uns in Stuttgart.

Foto: Gabi Budulig